WICHTIG: Leider ist das Schriftpaket der DB sehr teuer und liegt uns nicht vor. Die hier angedeutete Optimierung ist anhand des von der S-Bahn veröffentlichten Vergleichsbildes des eigenen Re-Designs erstellt.
Es handelt sich nur um einen kurzen Design-Sprint und einen Vorschlag in welche Richtung es gehen könnte. Für eine wirkliche Umgestaltung müsste man noch viel mehr Rahmenparameter klären, natürlich die Originalschriften haben und auch die Icons überarbeiten.
Die S-Bahn Hamburg hat die Neugestaltung ihrer Beschilderung auf ihrer Website erklärt und kommt zu einem eindeutigen Urteil. Wir wollen im Folgenden untersuchen, ob sich diese Einschätzung als tragbar erweist:
Die neuen Schilder haben ein paar Vorteile: klarere Strukturierung, bessere Sortierung nach räumlichen Zusammenhängen, visuell betonte Kennzeichnung – besonders bei den Ausgängen – und optimierte Piktogramme.
Probleme dieser Umgestaltung der S-Bahn Beschilderung
Das entscheidende Moment ist, wie ein Schild in deutlicher Entfernung wahrgenommen werden kann. Wer sich auf einem Bahnhof bewegt, ist schnell in Hektik und muss sich schnell orientieren können. Je schneller also Richtungen und Orte aus einer möglichst großen Entfernung erkannt werden können, desto besser. Zudem gibt es viele Menschen mit Einschränkungen im Sehvermögen, und auch diese Menschen sollten sich dennoch gut orientieren können.
Im oberen Bereich des nachfolgenden Bildes sieht man wie schnell das überarbeitetet Schild in der Entfernung (mittleres Schild) schon nicht mehr gelesen werden kann.
Die Straßennahmen, selbst die Richtungen, vor allem aber die Bezeichnung der Ausgänge verschwinden bei dieser Beschilderung bereits, im dritten Bild ist eigentlich gar nichts mehr zu erkennen und alle Elemente verschwimmen.
Konkret sorgen folgende Punkte für ein unruhiges Gesamtbild der neuen Beschilderung:
- Die Buchstaben der Ausgänge »A« und »B« gehören direkt zu dem Pfeil (Icon) der die Richtung zu dem jeweiligen Ausgang markiert.
- In dieser Zeile wird wahnsinnig viel Platz ungenutzt verschenkt. Dadurch müssen andere Elemente unter diesem Freiraum, viel kleiner gesetzt werden.
- Wenn die Namen der Haltestellen länger sind, was passiert dann mit den S-Bahn Zeichen? Fangen diese dann an zu wandern? Es würde sich anbieten diese einfach direkt nach rechts zu setzen. Dann sind sie immer an derselben Stelle und die Schilder wirken stabiler, zudem werden diese S-Bahn Icons dadurch deutlich betont.
- Die Straßennamen als Absatz zu setzen erscheint eher ungünstig und sehr gequetscht. Vor allem aber werden diese extrem schnell unlesbar. Wie bereits geschrieben wäre direkt über den Icons ja eine ganze Zeile »Leerraum« vorhanden.
- Die untere Leiste mit den Icons schwirrt und wabert, sie ist unruhig. Die unklare Sortierung sorgt dafür, dass man das Icon von Interesse, erst suchen muss.
- Aber auch aufgrund einer sehr uneinheitlichen Gestaltung der Icons selbst wirkt die Leiste sehr unruhig. Besonders die verschiedenen Höhen der Icons zahlen darauf ein.
- Icons stehen teilweise sehr nahe an den Grenzen der verschiedenen Richtungen. Dadurch ist es nicht mehr ganz klar, in welche Richtung sie gehören. Von weiter weg ist es schwer zu unterscheiden ob es nach links oder rechts geht.
- Die Rahmen vieler Icons sind weiß, wie deren Inhalt. Das lenkt vom Inhalt ab und macht die Icons unnötig diffizil.
Design Sprint als Vorschlag in welche Richtung man zur Optimierung gehen kann
Selbst in der kleinsten Version kann man nun noch die Bezeichnungen und die Zuordnung zu den Ausgänge eindeutig erkennen. Fast lassen sich sogar noch die Straßennamen lesen. Und dies nur mit ein paar grafischen Veränderungen und mit denselben Elementen wie das Original.
- Weniger ist mehr: Je weniger Elemente auf dem Schild sind, desto übersichtlicher wird es. Anstatt Linien zur Trennung der Bereiche einzusetzen (die ohnehin schon übermäßig in den Icons verwendet werden) lässt sich dies mit dezenten Flächen begrenzen. Das beruhigt das Gesamtbild enorm.
- Das wichtigste sind die Ausgänge, wenn man ankommt. Die Richtungen sind nun fest mit dem jeweiligen Buchstaben verbunden und in der unteren Zeile am besten erkennbar.
- Das zweit wichtigste sind Funktionen im Gebäude wie Rolltreppen, Aufzüge, WCs etc.. Also sollten diese auch am nächsten zum Pfeil platziert sein, der zeigt wohin es geht.
- Anstatt über den Icons eine leere Zeile ungenutzt zu lassen, wird diese nun ideal für viel größere Straßennamen verwendet.
- Bei vielen Haltestellen wird es mehrere S-Bahn Anschlüsse geben, daher die Anordnung ganz rechts, da passen dann bis zu 6 Icons hin, stört nicht und ist dennoch super schnell zu identifizieren. Die Icons werden durch den großen Leerraum drum herum auch noch betont. Wer S-Bahn fährt, sucht meist nach S-Bahnen …
- Alle Icons sind jetzt gleich groß und das schafft sehr viel Ruhe. Es macht Sinn mehrere Icons inhaltlich zu gruppieren. D.h. Funktionen im Gebäude, Servicepunkte oder Anschlüsse anderer Verkehrsmittel.
- Nicht zur S-Bahn gehörige Icons sind abgerundet, das ist dezent und wirkt unbewusst, steigert aber die Unterscheidbarkeit.
- Die weiße Umrandung der DB-Bahn Icons schafft optisches Chaos und ist dabei ja nur eine organisatorisch (aber redundante) Trennung! Wenn sie hellblau ist tritt der Inhalt der Icons nach vorn und – noch mehr Ruhe entsteht.
Es gibt viele Unbekannte und Rahmenbedienungen die das Design üblicherweise deutlich einschränken. Daher ist dieser Vorschlag kein »so muss es sein«, aber er zeigt doch viele Überlegungen auf, die man in ein Re-Design hätte integrieren können, und die im Original fehlen.
Insgesamt funktioniert er bereits in allen Belangen besser als das Original. Spannend wäre es die Schilder darauf aufbauend noch weiter zu verbessern …