National Geographic Cover Titanic ixtract
National Geographic Magazin
Kunde
3D Visualisierung Titanic Wrack
Auftrag

100 Jahre Titanic Wrack: Die Katastrophe wird sichtbar

Am Grab einer Legende

Im April 1912 sank die Titanic bei ihrer Jungfernfahrt nach New York in Folge einer verheerenden Kollision mit einem Eisberg. Anlässlich des 100. Jahrestages der Katastrophe veröffentlichte das National Geographic Magazin ein 3D-Modell des in der Tiefe im Schlick liegenden nahezu unsichtbaren Wracks. Realisiert wurde es von der Berliner Infografik-Agentur ixtract, die dabei weltweit als erste und exklusiv auf die Bilder einer Unterwasser-Expedition aus dem Jahr 2010 zurückgreifen konnte.

National Geographic und RMS Titanic, Inc. legten dabei größten Wert auf ein originalgetreues Titanic Modell, das auch den fortgeschrittenen Verfall des Wracks möglichst exakt berücksichtigt. Um dem hohen Anspruch an wissenschaftliche Genauigkeit gerecht zu werden, arbeiteten die Infografik-Experten von ixtract nicht nur mit den aktuellsten Unterwasserbildern – tausenden von Einzelaufnahmen – sondern bezogen auch die ursprünglichen Konstruktionspläne des Schiffs in die Gestaltung mit ein. So entstand innerhalb von nur drei Wochen Produktionszeit in rund 400 Stunden akribischer Arbeit ein einzigartig präzises 3D-Modell.

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Vorbereitung der Rekunstruktion des Titanic Wracks

Die Grundlage zur Nachbildung bildeten drei 127-Megapixel große Mosaik-Bilder (Draufsicht, rechte und linke Seitenansicht) die aus tausenden Einzelbilder zusammengesetzt waren. Nach zwei wochen entdeckten wir Kameraverzerrungen und einige elementare Fehler in der Zusammensetzung der zusammenfügten Mosaike, was nach kurzer Zeit an einigen Stellen zu Sackgassen im Nachbau führte.

Unter der Prämisse, ein möglichst exaktes 3D-Modell zu erzeugen, waren weitere Referenzen wie z.B. Blaupausen und Konstruktionszeichnungen nötig, um die Querschnitte des Rumpfs zu erzeugen und die genauen Fehler in den Mosaiken zu finden.

Mosaikbild Aufsicht Titanic
Abgleich mit früheren Expeditionen Mosaikbild Aufsicht Titanic
Abgleich mit früheren Expeditionen Mosaikbild Aufsicht Titanic

Basierend auf einer enorm komplexen Dokumentation wurden die Mosaikbilder der Titanic durch Hunderte von Ansichten erweitert, die uns aus früheren Expeditionen durch Bilder order Filme zur Verfügung standen. Dadurch konnten wir ein besseres Verständnis der verfallenen Strukturen und deren räumlichen Anordnung bekommen. Der Unfall selbst, der enorme Druck in 3700 Metern Tiefe, die Korrosion und zahlreiche metallzersetzende Bakterien haben in den vergangenen Jahrzehnten das Titanic Wrack massiv beschädigt. Viele Strukturen sind eingestürzt oder haben sich im Vergleich zum ursprünglichen Zustand deutlich verändert.

Nachbau der Geometrie des Titanic Wracks

Zwei Möglichkeiten standen zur Auswahl, um das Titanic Modell anzufertigen: Entweder versuchte man die Konstruktion des Ist-Zustandes direkt aus den Mosaiken heraus nachzubilden, oder man startet mit einem unzerstörten Zustand und versucht die Deformierungen nachzustellen.

Allerdings waren wir uns nach wie vor nicht sicher, ob die Mosaike, welche ja aus tausenden Einzelbildern bestanden, ausreichend präzise für den ersten Ansatz waren. Nach einiger Überlegung hatten wir uns dann entschieden, das Schiff-Modell vor seiner Deformation aufzubauen, um somit auch ein besseres Verständnis der Geometrie zu erhalten. In einem zweiten Schritt passten wir dieses Modell dann an den erodierten, heutigen Zustand an.

Vom Schiff zum Wrack

Auf Basis des Referenzmaterials begannen wir, Löcher in den Rumpf zu schneidern und die Geometrie entsprechend der Bilder zu verformen. Wir konzentrierten uns zuerst auf die großen Schäden, wie z.B. das Loch, welches durch den Eisberg an Steuerbord und am hinteren Ende verursacht wurde.

Fenster und Türen wurden direkt in die Schiffshülle eingebaut, während andere Details später nur mit Hilfe von Texturen eingeblendet wurden.

Durch zusätzliche Sonar-Scans, die wir gegen Ende des Projekts erhielten, konnten wir die tatsächliche Höhe des zweiten Schornsteins genauer berechnen. Aufgrund von fehlendem Bildmaterial zu Beginn des Projektes konnte das Heck zunächst nicht so präzise modelliert werden. Nach und nach wurden uns immer mehr Bilder und Pläne zur Verfügung gestellt, sodass wir während des Konstruktionsprozesses auch immer neue Erkenntnisse gewinnen konnten (was nicht ganz den optimalen Arbeitsablauf darstellt).

Erst dadurch konnten wir z.B. die richtige Anzahl der Heizkessel im hinteren Abschnitt des Heizraums richtig bestimmen.

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Die Detailschärfe kommt mit der Texturierung

Mit dem Ziel, eine realistische Unterwasserwelt mit einem seit hundert Jahren auf dem Meeresgrund liegenden Schiffswrack darzustellen, mussten auch der Algenbewuchs am Rumpfmöglichst echt aussehend hinzugefügt werden. Dafür zogen wir lange Low-Poly Objekte am Rumpf entlang, um diese dann mit Algen- und Pflanzentexturen zu versehen. Die Texturgrößen variierten von 256×256 Pixel bis zu einer Größe von 6000×6000 Pixel. Am Ende des Projekts hatten wir mehr als 100 Texturen mit mehreren Kanälen erzeugt, die allein insgesamt mehr als 4,5 Gigabyte Speicherplatz in Anspruch nahmen.

Am hinteren Teil, in dem der Heizraum sichtbar wird, kann man schon den extremen Unterschied zwischen dem »nackten« Titanic Wrack 3D Modell und der texturierten Version erkenne (das alles noch ohne jegliche Beleuchtung).

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Titanic Wrack Modell mit Texturen ixtract
Titanic Wrack Modell mit Texturen ixtract

In 3700 Meter Tiefe werde es Licht

Auch wenn der Unterschied zwischen reinem 3D-Mesh und einem texturierten Modell schon beachtlich ist, so stellt die richtige Beleuchtung die entscheidende Komponente für eine gelungene Nachbildung dar.

Die Detailansicht des Hecks macht das sehr deutlich.

Dieses Projekt hat es ermöglicht, ein sehr genaues Bild des gesamten Vorschiffs zum 100ten Jahrestag des Untergang zu erhalten. Die vorherrschenden Verhältnisse am Meeresgrund, die Dunkelheit und der Schlamm, der das Wrack umgibt, machen es unmöglich, ein solches Bild der Titanic in „echt“ zu sehen. Dies ist die weltweit einzige, detaillierte Reproduktion des damaligen Zustand des Schiffswracks.

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Titanic 100 Year Anniversary Video von National Geographic